„The Dan Plan“ – in 10.000 Trainerstunden zum PGA-Tour Spieler. Irrsinn oder System? Der Amerikaner Dan McLaughlin macht die Probe aufs Exempel.
Begonnen hat alles am 5. April 2010. An diesem Tag beschloss der damals 30jährige Dan McLaughlin, zu einem der besten Golfspieler der Welt zu werden und es mit den Profis aufzunehmen. Dazwischen liegen jedoch 10.000 Stunden professionellen Golftrainings.
Ausgangspunkt dieser langjährigen Aktion, für die Dan seinen Beruf als Fotograf aufgab, um sich voll seinem Plan zu widmen, ist eine These des schwedischen Psychologie-Professors K. Anders Ericsson. Sie besagt, dass für das Erreichen außerordentlicher Leistungen weniger besonderes Talent, sondern eher Fleiß und mindestens 10.000 Trainingsstunden (absolviert in 10 Jahren) verantwortlich seien. Dies bezieht sich nicht nur auf das Golfspielen, sondern z.B. auch auf das Erlernen eines Musikinstruments.
The Dan Plan – Der Trainingsplan
Dan selbst ist kein besonders sportlicher Mensch und vor seinem Entschluss hatte er noch nie 18 Loch gespielt. Er wusste noch nicht einmal, ob er Rechts- oder Linkshänder ist.
Bemerkenswert ist sein Trainingsplan: Er begann zunächst mit dem scheinbar Einfachsten: Dem Ein-Meter-Putt. Diesen übte er so lange, bis seine Leistung vergleichbar war mit der der Pros. Dann folgten nach der gleichen Methode die längeren Putts, dann die Annäherung, danach die kurzen und dann die langen Eisen und ganz zum Schluss erst der Driver. Daraus sollten wir Amateurgolfer eigentlich lernen: Das Putten üben wir am seltensten und dann meist nicht besonders ernsthaft, ganz entgegen der Tatsache, dass ein Spieler mit dem Putter meist die häufigsten Ballkontakte hat.
Interessant: Dan spielte von Beginn an jene Eisen, die auch Tiger Woods benutzt. Es sind sogenannte Blades, die keinen Fehler verzeihen – wir als normale Golfspieler können uns vielleicht vorstellen, welche Frusterlebnisse er vor allem am Anfang mit diesen Schlägern gehabt haben muss…
Unterstützt wird Dan bei seinem Plan von professionellen Trainern (er hat einen Golf Coach und einen Krafttrainer), Spendern und Sponsoren – jedoch: Den Großteil der Kosten trägt Dan selbst, er braucht sein Erspartes auf.
Noch einmal zusammengefasst: Dan will 10.000 Trainingsstunden, jeweils sechs Stunden pro Tag, sechs Tage die Woche, sechs Jahre lang (also vier Jahre weniger, als die Hypothese von K. Anders Ericsson meint) investieren, um am Ende unter den Top 200 Golfspielern der Welt zu sein, die vom Golfspielen leben können. Wenn man davon ausgeht, dass mehr als sechzig Millionen Menschen auf der Welt Golf spielen, mag Dans Plan noch verrückter klingen.
Ganz amerikanisch hat sich Dan nicht nur zum Ziel gesetzt, nach den 10.000 Trainingsstunden auf der PGA Tour zu spielen, nein er möchte sogar ein Tunier gewinnen. Und dann: „Sobald ich ein Turnier auf der PGA Tour gewonnen habe, höre ich mit Golf auf und fange etwas Neues an.“
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Als leidgeprüfte Golfspieler wissen wir es besser: Wer einmal damit angefangen hat, hört damit freiwillig nicht mehr auf. Zumal, wenn er auch noch erfolgreich spielt!
Wer Interesse an Dan und seinem Plan hat, kann die Fortschritte auf seinem Blog thedanplan.com verfolgen und dort seinen Newsletter abonnieren, ihm auf Facebook folgen oder seine Youtube bzw. Vimeo Videos anschauen. Diese Videos sind ganz interessant, denn es werden Essentials aus Dans Trainingsstunden vermittelt.
Status Mitte Dezember 2014: ca. 5.700 Trainingsstunden liegen hinter ihm, sein aktuelles Handicap beträgt 3,1 (er hatte auch schon einmal 2,6).
Nachtrag, Status Ende 2015:
The Dan Plan ist vorerst auf Eis gelegt. Ähnlich wie Tiger Woods plagten Dan McLaughlin seit Anfang des Jahres 2015 so starke Rückenschmerzen, dass er nicht mehr auf dem Niveau spielen konnte, das er erreicht hatte (s.o.: 2,6). Das letzte auf seiner Seite dokumentierte Handicap ist 5,5 (1. April 2015).
Zu diesem Zeitpunkt hatte er ca. 6.000 Stunden absolviert. Ein mehr als respektables Ergebnis!
Nachtrag, Status Mitte 2016:
The Dan Plan ist nach 6.003 absolvierten Trainingsstunden endgültig Geschichte. Die Gesundheit von Dan McLaughlin spielte nicht mehr mit, und das finanzielle Budget wurde immer kleiner, so dass er sich zum radikalen Schritt einer vorzeitigen Beendigung entschließen musste.
Aber einer wie Dan gibt nicht auf: Nachdem er ein Buch über die erste Hälfte seines Plans geschrieben hat (The First Half of a Journey in Human Potential), betreibt er derzeit in Portland einen Handel mit Sirup für Sodasprudler und Cocktails: Portland Soda Works.